gut und schlecht

Der alte Mann und das Pferd

Es war einmal ein alter Mann. Eines Tages stand auf seiner Wiese ein wunderschöner Hengst. Die Leute im Dorf kamen zu dem alten Mann und sagten: „Alter Mann, hast Du ein Glück! Dir ist ein schönes Pferd zugelaufen.“ „Weiß ich ob das gut oder schlecht ist? Alles, was ich weiß ist, auf meiner Wiese steht ein Pferd.“

Monate gingen dahin. Das Pferd graste auf der Wiese. Dann an einem Frühlingsmorgen war der Hengst verschwunden. Die Leute im Dorf kamen zu dem alten Mann und sagten: „Alter Mann, hast Du ein Pech! Dein schönes Pferd ist Dir davon gelaufen.“ „Weiß ich ob das gut oder schlecht ist? Alles, was ich weiß ist, auf meiner Wiese steht kein Pferd.“

Nach einigen Wochen war der Hengst wieder da. Er hatte eine Stute mitgebracht. Die Leute im Dorf kamen zu dem alten Mann und sagten: „Alter Mann, hast Du ein Glück! Dir sind nun zwei schöne Pferde zugelaufen.“ „Weiß ich ob das gut oder schlecht ist? Alles, was ich weiß ist, auf meiner Wiese stehen zwei Pferde.“

Im nächsten Frühling standen 3 Pferde auf der Wiese. Der Hengst, die Stute und ein Fohlen. Der Enkel des alten Mannes begann auf dem Fohlen zu reiten. Als er 20 Jahre war stürzte er und brach sich beide Arme und beide Beine. Die Leute im Dorf kamen zu dem alten Mann und sagten: „Alter Mann, hast Du ein Pech! Dein Enkel hat sich Arme und Beine gebrochen.“ „Weiß ich ob das gut oder schlecht ist? Alles, was ich weiß ist, dass sich mein Enkel Arme und Beine gebrochen hat.“

 

Tai Chi

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Tag wird der Krieg ausgerufen. Alle wehrfähigen jungen Männer werden eingezogen und sterben an der Front.

 

Dao De Jing, Kapitel 2

Man erkennt das Schöne als schön, weil es das Häßliche gibt.
Man erkennt das Gute als gut, weil es das Schlechte gibt.
Deshalb erzeugen sich Sein und Nichtsein,
Schwer und Leicht erscheinen zusammen.
So ist es mit dem Haben und Nichthaben, Lang und Kurz, Hoch und Tief.
Der Klang und Ton gehören zusammen,
das Vorher und Nachher folgen einander.
Darum wirken auch weise Menschen ohne zu erzwingen.
Sie müssen nicht sprechen, um zu lehren.
Alle Dinge geschehen ohne ihr Zutun.
Sie erzeugen, ohne etwas zu haben,
sie handeln ohne Erwartung,
sie vollbringen ohne Anspruch auf Verdienst.
Weil sie ohne Begehren sind, können sie nichts verlieren.